22. März 2019 | 20:00 Uhr in der Ursula Mattheuer-Neustädt und Wolfgang Mattheuer Stiftung, Hauptmannstraße 1, 04109 Leipzig
Gemeinsam mit der Ursula Mattheuer-Neustädt und Wolfgang Mattheuer Stiftung und der Stiftung „Sammlung Dr. Bir“ veranstaltet das ZEOK am 22. März anlässlich der Leipziger Buchmesse eine Lesung aus Neuerscheinungen, die dem kulturellen Erbe eines Mannes gewidmet sind, dessen mehr als 3000 „Kinder“ im Museum für Völkerkunde Leipzig eine neue Wahlheimat gefunden haben: Dr. Ümit Bir.
Die Lesung wird musikalisch umrahmt und mit Videosequenzen eines Interviews mit Ümit Bir aus dem Jahr 2014 illustriert. Eine abschließende PowerPoint-Präsentation gibt einen kleinen Einblick in den Schatz, den Dr. Bir uns hinterlassen hat.
Wer war Ümit Bir? Sein Vater war Türke, die Mutter Deutsche. In Freiburg geboren, in Izmir aufgewachsen, von katholischen Padres erzogen, war er von Kindheit an transkulturell geprägt. Später studierte er in Istanbul Medizin, um anschließend zur Facharztausbildung in sein Mutterland zu gehen. Schließlich ließ er sich in Wolfsburg nieder, wo er über Jahrzehnte in der Geburtshilfe einer neuen Generation ans Licht verhalf. In den 60er-Jahren packte ihn das Heimweh und die Sehnsucht nach dem Orient und er begann zu reisen. Vier Jahrzehnte lang führten ihn zahlreiche Reisen nach Nordafrika, in den Nahen und Mittleren Osten, nach Indien und Indonesien, nach Zentralasien und China. Immer wieder ließ er sich faszinieren von der Schönheit der Menschen, der Landschaft und der Kunst.
Besonders die Handwerkskunst und darunter der Volksschmuck hatten es ihm angetan, und er begann zu sammeln. Heute verkörpert seine Kollektion, die im Museum für Völkerkunde Leipzig zu bewundern ist, eine der größten privaten Schmucksammlungen Europas. Dr. Ümit Bir war ein Weltbürger. Manchmal erzählte er in heiterem Ton von dem Leidensweg, den er auf der Suche nach Identität zurückgelegt hatte. Nachdem er in verschiedenen Religionen und Ideologien nicht heimisch werden konnte, entdeckte er seine wahre Identität im Menschsein. Im Schmuck offenbarte sich ihm der menschliche Sinn für das Schöne. In ihm verbindet sich die handwerkliche Tradition des Lokalen mit dem Universellen in Form von weltweiten, archaischen Symbolen – der Ursprache der Menschheit. Das alles sichtbar zu machen, darin liegt das Vermächtnis von Dr. Bir.