Die saharauischen Flüchtlingslager im Süden Algeriens existieren seit mehr als 46 Jahren. 1975 wurde die Westsahara, ehemals spanische Kolonie, von Marokko besetzt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung floh damals in das Nachbarland Algerien. Seitdem lebt ein Großteil der Bevölkerung in selbstverwalteten Lagern in der algerischen Wüste und ist auf internationale humanitäre Hilfe angewiesen. Viele Bildungsthemen, die in Europa als selbstverständlich gelten, sind für die Menschen in den Flüchtlingslagern neu. Aus dieser Situation heraus, ist nach einem Austausch mit unserer sahrauischen Partnerorganisation „Asociacion Ojos del Sahara – Centro ecologico y sociocultural“ vor Ort das Projekt „Für eine gesunde Umwelt: Bildung als Waffe im Exil“ entstanden. Die Themenauswahl wurde von „Ojos del Sahara“ getroffen.
Das Projekt „Für eine gesunde Umwelt: Bildung als Waffe im Exil“ bestand darin, Pädagog:innen und Lehrer:innen zu Umwelt- und Klimaschutz sowie zu Folgen von Drogenmissbrauch zu schulen und fortzubilden, damit diese die neuen Erkenntnisse, Fakten und Informationen durch Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung an die sahrauische Bevölkerung in den Flüchtlingslagern weitergeben können. Auch in den Flüchtlingslagern wird täglich viel Müll produziert, z.B. Getränkeflaschen aus Plastik und Essensreste. Es gibt eine Müllabfuhr, jedoch keine Mülldeponien mit versiegelten Böden oder schadstoffarme Müllverbrennungsanlagen. Der gesammelte Müll wir außerhalb der Lager abgeladen oder verbrannt. Vom Wind werden Müllreste zurück in die Lager getragen. Den wenigsten Menschen ist bewusst, welche Auswirkungen dies auf Mensch, Tier und Umwelt hat. Da allgemein nicht oder unkorrekt entsorgte Abfälle zu Verletzungen, Krankheiten oder Allergien führen können, war ein Anliegen von „Ojos del Sahara“, der Bevölkerung Bildung zu Umweltthemen zugänglich zu machen, z.B. Recyclen von Materialien, Luftverschmutzung, Umweltschutz und Klimawandel. Mit Sand gefüllte Plastikflaschen können bespielsweise als Baumaterial für Häuser verwendet werden. Da sie ein gutes Isolationsmaterial darstellen, halten sie die Innenräume bei Hitze kühl und bei Kälte warm – das ist ein großer Vorteil gegenüber Häusern aus Beton.
Das Projekt vermittelte, dass man das eigene Leben und das der anderen schützt, indem man die Umgebung von Müll befreit und die Umwelt schützt. Um z.B. wurde zu einer Müllsammel-Aktion in der Umgebung des Krankenhauses eingeladen. Daraus hat sich mittlerweile eine Initiative entwickelt, die solche Aktionen regelmäßig durchführt.
Ein weiterer Teil des Projektes bestand aus der Aufklärung zum Thema Drogenkonsum im Allgemeinen und bezog sich im Besonderen auf die Folgen von Zigarettenkonsum, da dieser sehr verbreitet ist und vor allem bei männlichen Jugendlichen immer weiter zunimmt. Welche gesundheitlichen Folgen das Rauchen für aktiv und für passiv Rauchende hat, war in der sahrauischen Gesellschaft bisher kaum bekannt. Im Projekt wurde Wissen zu den Zusammenhängen von Zigarettenkonsum, Abhängigkeit und Folgeerkrankungen vermittelt. Es wurde ein Bewusstsein dafür geschaffen und gestärkt, welche Folgen Tabakkonsum für Raucher:innen und die Menschen in ihrer Umgebung hat. Informationen zu den Themen Nikotinentzug, Entwöhnung vom Rauchen und wie dies unterstützt werden kann, waren ebenfalls Teil der Fortbildung.
Die im Projekt ausgebildeten Multiplikator:innen verbreiten das gewonnene Wissen, tragen es in Schulen, Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen. Das gesellschaftliche Bewusstsein für Umwelt und Gesundheit wächst und ermächtigt die sahrauische Bevölkerung dazu, selbst Lösungsansätze für vorhandene Probleme zu entwickeln.
Für eine gesunde Umwelt: Bildung als Waffe im Exil
Eine Kooperation von Ojos del Sahara und ZEOK e.V.
Projektzeitraum: 01.07.21-16.09.21
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